Der erste Test für die Fanggrenzen 2016 in europäischen Gewässern
Fischereiminister entscheiden über Vorschlag der EU-Kommission für Ostsee-Bestände
Der Vorschlag der Europäischen Kommission für die Fanggrenzen in der Ostsee für das Jahr 2016 ist ein wichtiger Test für die europäischen Regierungschefs und ihre Verpflichtung Umsetzung die reformierte Gemeinsame Fischereipolitik (GFP) umzusetzen.
Die Kommission ist mit der Umsetzung der GFP beauftragt und muss im Rahmen ihrer Verpflichtungen auch Fanggrenzen für europäische Gewässer vorschlagen, die geeignet sind, die Überfischung zu beenden und eine Erholung der überfischten Bestände zu ermöglichen. In der Folge werden diese Fanggrenzen dann durch den EU-Rat für Fischerei festlegt, der aus den Fischereiministern der 28 Mitgliedsstaaten besteht.
Die Kommission schlägt jährlich neue Fanggrenzen vor, zunächst für die Ostsee, dann für die Gewässer des nordöstlichen Atlantiks sowie angrenzende Gewässer. Daher kann der im September veröffentlichte Vorschlag für die Ostsee als Indikator dafür angesehen werden, wie ambitioniert die Kommission ist, die Ziele der GFP ohne Verzögerung oder Verwässerung zu erfüllen. Die Fischereiminister werden am 22. und 23. Oktober zusammentreten, um über die Vorschläge zu diskutieren.
Normalerweise umfasst der Vorschlag für die Ostsee insgesamt 10 Fanggrenzen - bekannt als zulässige Gesamtfangmengen (TAC) - für die verschiedenen Fischbestände. Meistens orientiert sich der Vorschlag der Kommission dabei an den wissenschaftlichen Empfehlungen, was ein positives Signal ist. Dieses Jahr hat die Kommission jedoch nur neun Fanggrenzen vorgeschlagen und keine Empfehlung für den westlichen Dorsch ausgesprochen. Angesichts des fehlenden Vorschlags werden die Fischereiminister die Fanggrenzen für diese Fischart selbst aushandeln müssen.
Acht der vorgeschlagenen TACs liegen im Rahmen der wissenschaftlichen Empfehlungen, die der Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) gegeben hatte. Dazu zählen auch die TACs für Hering, Scholle, Sprotte und Lachs.
Für eine TAC, nämlich die des östlichen Dorsches, hat die Kommission jedoch eine Fanggrenze vorgeschlagen, die viel höher angesetzt ist als die Empfehlung des ICES, die ein Maximum von 29.220 Tonnen vorsieht. Die Kommission schlug jedoch 41.143 Tonnen vor. Diese Zahl liegt nicht nur weit über der empfohlenen Fanggrenze, sondern möglicherweise auch weit über der Fischmenge, die Fischer überhaupt fangen können. Deutsche Fischer fingen 2014 beispielsweise nur 15 Prozent der Quote, die ihnen für den östlichen Dorsch zugewiesen worden war. Obwohl die Europäische Kommission selbst erklärt hatte, dass die überwiegende Mehrheit der TACs für die Ostsee im Jahr 2016 – gemäß den Zielen der GFP – den wissenschaftlichen Empfehlungen entsprechen soll, sind die von ihr vorgeschlagenen Fanggrenzen noch immer nicht geeignet, die Überfischung komplett zu beenden.
Immer wieder legalisieren die europäischen Fischereiminister Überfischung durch entsprechende Beschlüsse. Um die zu ändern, muss die Kommission ihre Aufgaben wahrnehmen und Fanggrenzen vorschlagen, die vollständig mit den Vorgaben der GFP übereinstimmen.
Die Kommission hat mit dem Vorschlag der Fanggrenzen für die Ostsee-Fischereien bereits die richtige Richtung vorgegeben - und in den kommenden Wochen erwarten wir für den nordöstlichen Atlantik sogar einen noch besseren Vorschlag.
Andrew Clayton leitet die Pew-Initiative zur Beendigung der Überfischung im nordwestlichen Europa.