Globale Umweltorganisation PEW: EU muss Tiefseefauna vor Fischereischäden schützen

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Globale Umweltorganisation PEW: EU muss Tiefseefauna vor Fischereischäden schützen

Deutschland gehört zu den größten Fischereinationen in der Tiefsee

Lesen sie die analyse:

Out of the Abyuss

(BERLIN, 31.1.2012) Aufgrund des gefährdeten Artenreichtums der Tiefsee sowie des empfindlichen maritimen Ökosystems sollte die Europäische Kommission entscheidende Reformen der EU-Verordnungen zur Tiefseefischerei durchsetzen, wie die globale Umweltorganisation Pew Environment Group heute bekannt gab. Unter allen EU-Ländern gilt Deutschland als der sechstgrößte Ausbeuter der Tiefsee-Grundschleppnetzfischerei im Nordatlantik.

Wissenschaftliche Studien belegen, dass die diesbezüglichen EU-Regulationen unzureichende Fangbeschränkungen, mangelnde Kenntnis hinsichtlich des genauen Zustands der Tiefseebestände, unzulängliche Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen sowie das Fehlen geeigneter Maßnahmen zur Gewährleistung von Nachhaltigkeit und zum Schutz empfindlicher Tiefsee-Ökosysteme aufweisen. Bis zu 8500 Jahre alte Korallenriffe sind durch die gravierenden Folgen des Einsatzes von Grundschleppnetzen schwer beschädigt oder vollständig zerstört.

Pew drängte heute die EU-Kommissarin für maritime Angelegenheiten und Fischerei, Maria Damanaki, darauf hinzuarbeiten, die destruktiven Fangmethoden der Tiefseefischerei einzustellen. Die Europäische Kommission bereitet derzeit die für den Frühling geplante Veröffentlichung zur Zwangsregulierung der Tiefseefischerei vor.

„Da die EU, darunter auch Deutschland, über eine der größten Tiefsee-Fischereiflotten der Welt verfügt, ist sie hervorragend positioniert, um eine globale Führungsrolle in den Bemühungen um den Schutz empfindlicher Tiefsee-Arten und -Ökosysteme zu übernehmen sowie vor den schädlichen Auswirkungen der Grundfischerei zu schützen“, so Matthew Gianni, Deep Sea Policy Advisor der Pew Environment Group.

Im Rahmen ihres soeben erschienenen Analyseberichts „Aufstieg aus dem Abgrund: Für einen Kurswechsel in den EU-Vorschriften zum Schutz der Tiefsee“, welcher die aktuellen Probleme bei der Beaufsichtigung und Kontrolle der EU-Tiefseefischerei im Nordostatlantik aufzeigt, schlägt Pew tragfähige Lösungen vor, die die Nachhaltigkeit und den Schutz des gefährdeten Artenreichtums der Tiefsee gewährleisten können.

Zu den notwendigen Reformen gehören:

  • Phasing out the use of destructive bottom fishing practices and gear;
  • Requiring impact assessments to be performed prior to permitting deep-sea fishing;
  • Implementing area closures where deep-sea fishing is likely to cause harm to vulnerable marine ecosystems, such as cold-water corals and sponges; and
  • Reducing bycatch (the capture of non-target wildlife) of deep-sea species and ending discarding.

Deep Sea Slideshow“With one of the largest deep-sea fishing fleets in the world, the EU is in a unique position to assert global leadership in protecting vulnerable deep-sea species and ecosystems from the harmful impact of bottom fishing ,” said Matthew Gianni, deep sea policy adviser to the Pew Environment Group. “Commissioner Damanaki must stand strong in her beliefs and use this proposal as a means to phase out destructive fishing practices, such as deep-sea bottom trawling.”

As the Pew analysis indicates, various assessments have found the EU's deep-sea fisheries management regime is inadequate, poorly enforced, and inconsistent with international agreements and legal obligations for the sustainable management of fisheries. Numerous scientific studies have concluded that deep-sea bottom trawl fishing poses the greatest threat to vulnerable deep-sea species and ecosystems. The International Council for the Exploration of the Seas, the intergovernmental scientific body charged with advising the EU on fisheries issues,  estimates that the catch of deep-water fish in the northeast Atlantic by EU fleets is entirely ‘outside safe biological limits' and has recommended that fishing for deep-sea species should be significantly reduced or ended entirely.

Background

  • die schrittweise Einstellung des Einsatzes destruktiver Methoden und Geräte in der Hochsee-Grundfischerei;
  • die Vorlage von Vorab-Folgenabschätzungen als Voraussetzung für die Erteilung von Fangerlaubnissen für die Tiefseefischerei;
  • die Sperrung von Gebieten, in denen Schäden an empfindlichen marinen Ökosystemen wie Kaltwasserkorallen und Schwämmen durch die Tiefseefischerei zu befürchten sind; und
  • die Reduzierung der Beifänge (d.h. der Fänge nicht gezielt befischter Arten) von Tiefseearten und eine Beendigung von Rückwürfen.

Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass die Tiefsee-Grundschleppnetzfischerei die größte Bedrohung für empfindliche Tiefsee-Arten und  Ökosysteme darstellt. Der Internationale Rat für Meeresforschung (International Council for the Exploration of the Seas), das für die Beratung der EU in fischereilichen Angelegenheiten zuständige internationale Wissenschaftsgremium, geht davon aus, dass die Fangmengen an Tiefseefisch der EU-Fischereiflotten im Nordostatlantik vollständig „außerhalb sicherer biologischer Grenzen“ liegen und empfiehlt die deutliche Reduzierung bzw. gänzliche Einstellung der Fischerei auf Tiefseearten.

Fakten:

  • Deutschlands Ausbeute an Tiefsee-Fisch im Nordatlantik belief sich 2010 auf 480 Tonnen
  • etwa zwei Drittel des bekannten Fischbestandes in der EU sind überfischt – die doppelte Anzahl des weltweiten Durchschnitts 
  • die EU befindet sich mit 103 Tiefseefischerei-Booten im Besitz eines Drittels des weltweiten Gesamtbestandes
  • etwa ein Drittel des Tiefseefanges wird nicht verwertet und weggeworfen
  • für lediglich 25 von 46 Tiefseearten wurden von der EU Fangbeschränkungen verordnet
  • die Mehrheit der auf 750000 geschätzten, bisher unbekannten marinen Arten sind in der Tiefsee zu finden
  • mit Hilfe von Tiefsee-Organismen könnten neue Behandlungsmöglichkeiten für Krebs und andere Krankheiten erforscht werden
  • viele Arten des Tiefseefisches sind seit der Dinosaurier-Ära unverändert geblieben

Hintergrund:

Die Pew Environment Group ist die internationale Naturschutzorganisation von The Pew Charitable Trusts, einer Nichtregierungsorganisation, die sich weltweit einsetzt für pragmatische und wissenschaftlich fundierte Richtlinien für den Schutz unserer Meere, den Erhalt unserer ursprünglichen Landschaften und die Förderung sauberer Energie.
www.PewEnvironment.org 

Ansprechpartner:

Shannon Ternes (+1) 202 540 6568 (US)  [email protected]